Angst und Angstbewältigung
Angst ist ein Gefühl, drückt sich aber auch körperlich aus mit Herzrasen, Schweißausbrüchen, geweiteten Pupillen, zittern, Schwindelgefühl und Atemnot. Die Funktion der Angst ist es Situationen als Gefahr einzuschätzen und uns davor zu schützen. Im Laufe unseres Lebens bilden wir Angstbewältigungsstrategien aus und stärken unser Selbstwertgefühl, wenn wir bedrohliche Ereignisse meistern.
Angst und Besorgnis über Lebensumstände sind derzeit für viele Menschen eine extreme Belastung. Unser Alltag hat sich vollkommen verändert, die Arbeitsbedingungen, die Schulsituation, die Freizeitgestaltung und unser soziales Miteinander. Die Hilflosigkeit oder Ohnmacht keine Strategien für eine Bewältigung zu haben beeinflusst unser Urvertrauen. Eine angstfreie Welt gibt es nicht, aber Ängste können verarbeitet werden und das wirkt sich auf unser Selbstwertgefühl positiv aus.
Es kann auch zu Angstreaktionen kommen wo der Betroffene nicht weiß, warum die Angstreaktion auftritt. Dies bedeutet eine große Belastung und das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Wichtig ist auch hier das Selbstvertrauen aufzubauen, Bedrohungssituationen aufzuspüren und Kompetenzen für die Bewältigung zu erarbeiten. Die Vermeidung von angstauslösenden Situationen ist keine Lösung.
Ängste bei Kindern
Für Kinder sind Entwicklungsängste völlig normal, Angst vor Dunkelheit, vor Gespenstern und Monstern fallen in die magische Entwicklungsphase und treten vor allem abends auf. Aber auch Gewitter, Fantasiefiguren oder zum Leben erweckte Spielfiguren lösen Urängste aus.
Auch Trennungsängste gehören zur kindlichen Entwicklung. Mit dem Krabbeln entfernt sich das Kind erstmals aktiv von der Mutter oder einer anderen Bezugsperson, sucht aber immer wieder durch Blickkontakt die Verbindung. Wenn das Kind in Fremdbetreuung kommt, sei es durch die Großeltern, die Tagesmutter oder eine Kindertagesstätte zeigen sich Trennungsängste, die das Kind bei sensibler Eingewöhnungsphase gut überwinden kann.
Bei Schulangst oder übermäßiger Trennungsangst können bereits überwundene Ängste wieder hochkommen. Auch beim Kind ist eine Angstverarbeitung wichtig und nicht die Verhinderung der angstauslösenden Situation. Kinder müssen in ihren Strategien zur Bewältigung der Angst ermutigt und gestärkt werden. Um Ängste zu überwinden braucht das Kind Vertrauen in die eigenen Kräfte. Dies gilt besonders für die Corona Zeit.
Die derzeitige Lebensrealität greift tief in den Alltag unserer Kinder ein. Sowohl die Schul – und Freizeitsituation, als auch der Umgang mit Freunden und der Kontakt zu Großeltern oder anderen Verwandten hat sich deutlich verändert. Eltern können ihren Kindern keine klare Information geben wann sich die Lage ändern wird. Und auch wenn sich die Situation über eine gewisse Zeit entspannt, haben wir nicht die Gewissheit, dass es so bleibt.
Dies löst bei vielen Erwachsenen Unsicherheit aus, aber auch bei Kindern. Besonders wichtig ist daher, dass das Kind sich auf die unmittelbaren Bezugspersonen verlassen kann und diese Kontinuität, Sicherheit und Halt vermitteln. Für Eltern, die durch die veränderte Lebenssituation selbst sehr belastet sind, ist es wichtig sich Hilfe zu holen damit sie auch ihren Kindern Unterstützung bieten können.
Das autistische Kind in der Schule und seine Mitschüler
Was ist Autismus?
Eine Beeinträchtigung in der gegenseitigen sozialen Interaktion und Kommunikation, sowie eingeschränkte und stereotype Interessen und Aktivitäten. Heute spricht man von ASS einer #Autismus – Spektrum – Störung.
Warum ist es wichtig im Rahmen von Klassengesprächen die Mitschülerinnen und Mitschüler über Autismus zu informieren?
Kinder und Jugendliche mit Autismus zeigen oft ungewohnte Verhaltensweisen oder interpretieren sprachliche Äußerungen anders. Dies kann zu Irritationen bei Mitschülerinnen und Mitschülern führen und zu Frustration oder Aggression bei dem autistischen Kind.
Schülerinnen und Schüler mit ASS haben Schwierigkeiten ihre Bedürfnisse zu artikulieren oder empfinden in Situationen Angst die andere vielleicht lustig oder aufregend finden. Ablehnung und Ausgrenzung können die Folge sein. Um Missverständnisse und Unsicherheiten zu minimieren bietet ein Klassengespräch, das den Entwicklungsstand der Kinder berücksichtigt, große Chancen.
Ein fachlich geführtes und gut vorbereitetes Klassengespräch ist wichtig um Berührungsängste abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Voraussetzung ist das Einverständnis des Schülers mit einer Autismus – Spektrum – Störung und seiner Eltern.
Legasthenie
Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens bedeuten nicht automatisch eine Legasthenie. Oft liegen andere Ursachen zugrunde. Deshalb ist eine fachliche Abklärung sehr wichtig. Auch im Training selbst sollte der Lerntyp des Kindes, emotionale Komponenten, Lernumgebung und Erwartungshaltung der Eltern und Lehrerinnen miteinbezogen werden. Beim Üben ist es besonders wichtig die Freude und Motivation für das Lernen aufrechtzuerhalten und zu fördern.
Die Ursache für eine Legasthenie ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Lese – Rechtschreibschwäche tritt unabhängig von anderen guten oder sehr guten intellektuellen Leistungen auf. Schwierigkeiten beim Lesen führen in fast allen Fächern zu Benachteiligungen. Auch in Mathematik sind Lesekompetenzen und Sprachverständnis für Text - und Sachaufgaben wichtg.
Bereits im Kindergartenalter kann die phonologische Bewusstheit mit Vorlesen, Bilderbetrachtung, Sprachspielen und Reimen gefördert werden. Die Kinder lernen dabei spielerisch und spontan die Lautstruktur der gesprochenen Sprache zu erkennen.
Mit dem Schuleintritt und dem „Schreibenlernen“ erkennt das Kind den Zusammenhang zwischen Lauten und den dazugehörigen Buchstaben. Bis zur zweiten Klasse ist es vor allem wichtig, dass die Kinder lautgetreu schreiben, d.h. das Kind schreibt die Buchstaben die es hört. Ab der 2. Klasse Volksschule lernen die Kinder vermehrt Rechtschreibregeln anzuwenden. Ein gezieltes Legasthenietraining / Rechtschreibtraining ist erst ab Mitte der 2. Volksschulklasse zu empfehlen. Zeigen sich bereits in der 1. Klasse Probleme beim Lesenlernen kann mit einer evidenzbasierten Förderung, einem Lesetraining unterstützt werden.
Viele Kinder erhalten wenig positives Feedback, obwohl sie zuhause üben. Enttäuschung und Verzweiflung zeigen sich. Dies kann zu Lernunlust bis hin zu depressiven Verstimmungen führen. Auch Erziehungsschwierigkeiten können Anzeichen schulischer Überforderung sein.
Schritt für Schritt zum Schulkind
#Vorschulkind, #Vorschulerziehung, #Schulreife oder #Schulfähigkeit sind Begriffe die Eltern im letzten Kindergartenjahr am Übergang vom Kindergarten - zum Schulkind hören.
Was heißt Vorschulerziehung? Wann beginnt sie?
Welche Kompetenzen sollte ein Kind in die erste Volksschulklasse mitbringen?
Vorschulerziehung definiert die Zeit vor der Schule, in der pädagogischen Arbeit wird dieser Begriff häufig für die Bildungsarbeit im letzten Kindergartenjahr verwendet. Streng genommen beginnt die „Vorschulerziehung“ bereits bei der Geburt. Sämtliche Erfahrungen die das Kind von diesem Augenblick an macht beeinflussen die Entwicklung. Nach und nach lernt das Kind seine Umwelt mit allen Sinnen zu „be - greifen“. Es erkennt Temperaturunterschiede, sowie optische und akustische Reize. Die Außenwelt setzt diese Signale. Die kindliche Entwicklung steht somit in einem ständigen wechselseitigen Prozess.
Säuglinge und Kleinkinder lernen ganz nebenbei, aus Neugierde und weil es ihnen Spaß macht. Greift der Erwachsene ständig ein, stört er damit das freie Spiel des Kindes. Es braucht auch Ruhe für Verarbeitungsprozesse und ist vielleicht nicht immer bereit für Neues. Wenn Erwachsene die kindliche Entwicklung anregen wollen, sollten sie Situationen schaffen die Raum für Weiterentwicklung lassen.
Ein weiterer Faktor der Schulreife ist das individuelle Entwicklungstempo und das Alter bei der Einschulung. Die Altersunterschiede in einer Elementarklasse betragen etwa ein Jahr.
Bis zum Schulalter und darüber hinaus sollten folgende Funktionsbereiche gefördert werden:
Optische Wahrnehmung
Farben, Formen, Größen, Einzelheiten erkennen, Kategorien zuordnen, Mengen erkennen
Sprache und akustische Wahrnehmung
Zuhören können, Wortverständnis, Satzbildung, Oberbegriffe, Gegensätze
Visuomotorik
Greifen, Pinzettengriff, Bauen, Werkzeuggebrauch (Schere, Besteck...), Schreibvorübungen
Grobmotorik
Lage – und Bewegungsgefühl, Treppensteigen, Klettern, Hüpfen, Balancieren
Gefühlsentwicklung und soziale Kompetenzen
Empathie, Rollenspiele, Fähigkeit zu Regelspielen, Übernahme von kleinen Aufgaben
Aufmerksamkeit und Konzentration
Ein Spiel oder eine Tätigkeit über einen Zeitraum von mindestens 10 Minuten durchführen, leichte Ablenkungen aushalten
Im Fachhandel gibt es ein breites Angebot an Spielmaterial für diese Bereiche. Viele Funktionen können aber mit wenig materiellem Aufwand kreativ und kindgemäß gefördert werden. Die Schulung aller Sinne, ein ganzheitlicher Ansatz, bedeutet letztendlich Schulreife.